Seid klug wie die Schlangen

Überlegungen zu christlichen Internetpräsenzen   •   oder: Was wusste Jesus schon von Joomla & Co.?

Von Ralf Roschinski      •       Email: rro@klugeschlangen.de       •       Kontakt   /  Datenschutz

Gedankensplitter

In Gärung befindliche Überlegungen

Dies ist eine Ablagestelle unterschiedlicher Geistesblitze, die noch zu keinem zusammen­hängendem Thema gefunden haben.


Vom Glauben reden

Die Rede vom Glauben auf Internetseiten mündet häufig in einer Beschreibung von eigenen Standpunkten, Aufzählung einzelner Merkmale, Hervorhebung spezieller Charakteristika, Unterschiede zu anderen Glaubensrichtungen und Ähnlichem. Das aber kann nicht „Bekennen des Glaubens“ sein oder gar Verkündigung. Im Ergebnis hat man bloß einen Wikipedia-Eintrag erstellt.

Die Eigenschaften des Glaubens lassen sich aber schwerlich per lexikalischer Wortgewandtheit vermitteln. Verkündigen oder Bekennen ist etwas ganz anderes. Die Gemeinde ist nicht beauftragt, einen lexikalischen Beitrag zur Religionskunde abzuliefern.

Den Webseitenbesucher beeindrucken wollen

Etliche Webmaster meinen wohl, den Besucher mit einer exzessiv tollen Optik beeindrucken zu müssen.
Wenn ich Seitenbesucher beeindrucken will, dann weise ich ihnen erstmal eine passive Rolle zu. Beeindrucken lähmt, und je beeindruckender etwas ist, desto mehr ist der Betrachter "starr vor Bewunderung". Ist das wirklich erstrebenswert, den Besucher in einen Zustand zu versetzen, in dem er wie eingeschläfert wirkt, in dem er nicht reagieren kann?

Bei so grafisch-bombastischen Aufmachungen frage ich mich immer wieder:
Haben die denn nichts Beeindruckendes zu sagen?

Glauben beschreiben oder bekennen?

Eine Gemeindewebseite sollte nicht überzeugen wollen, sondern Mut machen. Sie sollte nicht intellektuell an die Sache herangehen, sondern bekennen. Nicht diskutieren und erklären, sondern ermuntern. Erklären ist für den Kopf, Mutmachen fürs Herz. Glaubensinhalte nur zu beschreiben ist noch keine geistliche Aussage.

Wenn man hauptsächlich auf der intellektuellen Schiene fährt, wird das Evangeliumsthema verfehlt. Setzen. Fünf.

Spiegel oder Fenster?

Wenn wir unsere eigene Webseite anschauen, sehen wir dabei durch ein Fenster nach draußen auf die Menschen, nehmen sie wahr, nehmen sie ernst und gehen auf sie ein? Und anders herum: Können die Menschen durch das Fenster zu uns hereinschauen, uns wahrnehmen und vielleicht ein Stück des Himmels erkennen?

Oder schauen wir nur in einen Spiegel und finden uns schön?

Disclaimer

Eure Rede sei JaJa und nicht BlaBla. Und den größten Blabla-Anteil haben die Disclaimer.

Wer Disclaimer auf seine Seite kopiert, der beteiligt sich auch am Werteverfall der Worte. Wer große Wortblöcke auf seine Seite setzt, deren Wertlosigkeit der Besucher schon dadurch bestätigt, dass er darin gar nichts Lesenswertes erwartet und sie deshalb nicht liest, setzt damit auch ein unterschwelliges Signal, dass es grundsätzlich wertige und wertlose Bestandteile auf seiner Seite gibt.

Ein solches Signal würde ich einfach nicht setzen.

Musterdisclaimer – das Geschäft mit der Angst

Für den Nutzer nicht nur kostenlos. Auch umsonst. Denn es sind Muster ohne Wert, Worte ohne Nutzen. Für den Anbieter nur kostenlos, aber nicht umsonst. Denn er lässt per 'Namedropping' für sich werben. Vor allem aber erhält er zahlreiche wertvolle 'Backlinks', die seine Seite im Google-Index enorm aufwerten.

Nicht gerade das, was man eine Win-Win-Situation nennt.

Zeitgeister

Wir reden schonmal über die Zeitgeister der Vergangenheit und schreiben Bücher dazu. Unsere dabei kritisierten Vorfahren können sich heute allerdings nicht mehr rechtfertigen. Aber was ist mit den Zeitgeistern der Gegenwart? Sind wir heutzu­tage frei davon oder haben wir unsere nur noch nicht entdeckt? Sind unsere gegenwärtigen Zeitgeister erst für zukünftige Beobachter sichtbar? Gibt es denn kein Früherkennungssystem, mit denen man kontemporäre ungute Zeitgeister identifizieren und somit vermeiden kann?

Ich meine, einer der gegenwärtigen unguten Zeitgeister äußert sich im Ausmaß an Beliebigkeit, Kritiklosigkeit und Gedankenlosigkeit, wie sie auf vielen unserer Webseiten zu finden ist. Es wird viel nachgemacht, was schon woanders frag­würdig ist.

Paragrafenvernarrtheit

Da werden Paragrafen zitiert, die es längst nicht mehr gibt. Niemand ist verpflich­tet, sie zu benennen, aber man tut es mit Inbrunst und ohne die Richtigkeit zu prüfen.

Das hat ja auch eine angeberische Note, wenn man präzise Paragrafen nennt. Man will damit zeigen: Ich kenne mich aus. Peinlich, wenn man dabei nur seine Unkenntnis zur Schau stellt.

Es hat sich offenbar noch nicht herumgesprochen, dass man den Mediendienste-Staatsvertrag (MDStV) und das Teledienstegesetz (TDG) seit Jahren (2007) im Museum besichtigen kann. Aber selbst wenn die Paragrafen korrekt angegeben sind, wirkt ihre Nennung in der inhaltlichen Umgebung einer Gemeinde-Webseite befremdlich. Wenn eine Gemeinde zu den Menschen spricht, dann spricht Jesus zu ihnen. Und Jesus zitiert keine Paragrafen.

Schadensminderungspflicht

Das ist doch Ganovengehabe, wenn der Täter dem Opfer zuruft: Keine Polizei!

Professionalität

Professionalität ist der Unterschied zwischen gut gemeint und gut gemacht. Professionalität heißt, aus dem Kristallkugelverfahren herauszutreten. Profess­ionalität tritt den rein emotionalen Ambitionen entgegen: Was gefällt mir? Was macht Eindruck? Was bestätigt mich? Womit könnte ich Zustimmung ernten? Professionaltät dämpft Eitelkeit und besteht auf Sachlichkeit und Nüchternheit. Sie beruft sich auf Informationen, nicht auf Spekulationen. Professionalität setzt auf Wissen, nicht auf Halbwissen. Professionalität kennt aber auch ihre Grenzen und glaubt nicht an die Allesmachbarkeit.